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Handwerkliche Praxis: von Perspektiven bis zu Rückblicken. Hier bitte KEINE Rechtschreibthemen, diese unter Nachschlag(en)

THEMA: Perspektive - das unendliche Thema

Perspektive - das unendliche Thema 24 Apr 2015 11:35 #2218

  • Martin
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Oft lese ich, dass die Perspektive ein so weitgefächertes Thema wäre, dass man ewig darüber reden könnte. Komplex ist sie, ja, aber mir kommt sie übersehbar vor. Vielleicht übersehe ich ja was, weil es mir übersehbar vorkommt ...?


A Es gibt vier Perspektiven.
Der Erzähler (und das ist nicht der Autor) verwendet eine Erzählperspektive.

1. Ich-Perspektive. Die der Figur am nächsten seiende. In ihr drin, verschmolzen.
Beispiel: Mit rasendem Herzen fuhr ich hoch - ich hatte den Radiowecker viel zu laut eingestellt!
Anwendung: Für Texte, die sich zu einem großen Teil um eine Figur bewegen
Vorteil: sehr gut geeignet, um den den Leser in den Bann der Geschichte zu ziehen
Nachteil: Ich sieht, fühlt, weiß nur, was ich sieht, fühlt, weiß.

2. Personale Perspektive. Ebenfalls figurnahe, jedoch distanzierter, weil über die Figur erzählt wird, sie/er denkt, fühlt, handelt
Beispiel: Klara hielt den Stadtplan in der Hand, blickte in die Runde, schüttelte den Kopf. Wo sollte hier die Hausnummer 23 sein?
Anwendung: Bei Texten mit mehreren ähnlichwertigen Erzählsträngen
Vorteil: Ebenfalls gut zur Leseridentifikation. Allerdings etwas distanzierter.
Nachteil: Sie/er sieht, fühlt, weiß nur, was sie/er sieht, fühlt, weiß. Distanzierter

3. Auktoriale Perspektive. Die allwissende. Weiß alles, sieht alles, hat immer alles im Griff
Beispiel: Henry schnaubte abschätzig und überlegte, wie er es Henriette klarmachen könnte, während sie sich in sich zurückzog mit dem Vorsatz, den überheblichen Tropf einfach abperln zu lassen
Anwendung: Wenn es notwendig wird, gleichzeitig von Gedanken und Gefühle mehrerer Figuren zu erzählen
Vorteil: Man weiß alles und kann es so auch erzählen. Mann kan Vorausdeutungen einfügen, ja sogar den Leser persönlich ansprechen
Nachteil: Sehr leserfern und gibt dem Leser schwer die Möglichkeit, sich zu identifizieren. Verwirrgefahr!

4. Neutrale Perspektive. Wird für den Journalismus und Artikel verwendet, wo es um (Tat)Sachen und weniger um Figuren geht.
Beispiel: Während die Fähe sich vom Kai entfernte, begaben sich die Passagiere auf ein oberes Deck
Anwendung: s.o.
Vor-/Nachteil: weder noch, da außer Konkurrenz


B Wechsel der Perspektiven

Außer wenn man eine Geschichte gänzlich aus der Ich-Perspektiv oder einer einzigen personalen schreibt, wird meist ein Wechsel nötig werden. Dass wir mal hier, mal dort nachsehen, was sich tut. Wir - genauer: der Erzähler - wechseln also die Perspektive.

Der wirkliche Perspektivwechsel bedeutet, dass der Leser ab dem Wechsel die Geschichte aus der Sicht einer anderen Figur erlebt. Es ist schön, hintereinander bei Opfer, Täter und Kommissar vorbeischauen zu können, was die so tun. Aber es fordert auch den Leser, denn auch der muss sofort mitbekommen, wo die Geschichte gerade handelt. Er muss sofort merken, aha, ich bin jetzt beim Täter. Ah, jetzt geht es mit dem Kommissar weiter, der ihm auf der Spur ist.

Geschieht dieser Übergang nicht sauber, ist der Leser verwirrt und fragt sich: Hä? Wo bin ich gerade unterwegs, eben war doch noch vom Opfer die Rede. Um das zu vermeiden gibt es ganz einfach Hilfen:

1. Optisch kennzeichnen, dass die perspektive gewechselt hat. Das kann ein neues Kapitel sein - manche bestehen sogar darauf, immer nur eine Perspektive pro Kapitel zuzulassen. Es gibt aber noch die Möglichkeit eines großen, schwerer wiegenden Wechsels, den man mit einem eingefügten ***-Absatz kennzeichnen kann. Wenigstens ein Leerbsatz sollte es aber unbedingt sein!

2. Durch einen Einführungssatz dem Leser sofort zu erkennen geben, in welchen Strang er dirigiert worden ist. Das kann durch nennen der Figur sein oder durch etwas Charkteristisches aus dem Setting des Strangs.

3. Die Dauer eine Szene sollte immer so lange sein, dass der Leser wieder im neuen Strang einwurzeln kann. also kein allzu schneller Wechsel. Außer man verfolgt einen ganz bestimten Zweck, etwa die letzten Minuten, bevor der Kommissar den Gauner schnappt; da kann es durchaus gewollt atemlos werden.

Bereits jeder Dialog ist ein kleiner Perspektivwechsel, weshalb auch mit dem Wechsel der Figur ein neuer Absatz beginnen sollte. Trotzdem darf das nicht dazu verleiten, wild von den Gefühlen der zwei oder mehr Dialogpartner zu erzählen. Auch bei Dialogen muss man sich der aktuell gewählten Perspektive bewusst bleiben! Das ist vielleicht die gemeinste Falle.


C Der Erzähler

Außer man schreibt eine Autobiografie, ist man selbst in der Ich-Perspektive nicht die/der Ich. Sondern man ist in der Rolle des Erzählers. Dieser feine Unterschied ist aber sehr wichtig, damit möglichst wenig persönliche von einem selbst in die Geschichte einfließen. Speziell bei der ich-perspektive ist es wichtig, sich dieser Zwischenschicht bewusst zu sein


Weiterführende Infos zum Thema zum Beispiel beim Bücher-Wiki
Letzte Änderung: 24 Apr 2015 13:20 von Martin.
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Perspektive - das unendliche Thema 24 Apr 2015 16:36 #2220

  • Linda
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Lieber Martin,

vielen Dank für diesen ausführlichen Beitrag. Ja, die Perspektive ist eine Baustelle, bei der ich auch häufig mal vom Gerüst falle.

Gruß Linda
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Perspektive - das unendliche Thema 24 Apr 2015 23:47 #2236

  • Martin
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Ha ha, vom Gerüst fallen ist gut :-)
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Perspektive - das unendliche Thema 25 Apr 2015 02:22 #2237

  • Gabie
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Danke Martin,
im großen und ganzen weiß man das ja, aber immer wieder rutscht auch mir völlig unbemerkt ein Perspektivwechsel durch. Immer nochmal hier nachschauen zu können hilft sicher ungemein :-)

Liebe Grüße
Gabi
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Perspektive - das unendliche Thema 25 Apr 2015 12:35 #2247

  • Andrea
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Ihr Lieben,

ich weiß jetzt ehrlich gesagt nicht so ganz genau, worin die größte Schwierigkeit besteht, das mit der Perspektive richtig hinzubekommen.
Vor einigen Jahren war ich einmal in einer sehr intensiven Schreibgruppe und da bekamen wir zu den Perspektiven eine bestimmte Aufgabe. Ich fand das recht hilfreich, weil man die Unterschiede, wie ich meine, aufgrudnd desselben Textes recht gut erkennen kann.
Ich stell das jetzt einfach mal hier rein, vielleicht wird dann das eine oder andere klarer, falls es eher noch mehr verwirrt, soll Martin das Teil wieder rausschmeißen :-)

Aufgabe:
Ein Mann verursacht durch ein Fehlverhalten einen Unfall. Die Polizei wird gerufen und der Mann will sich rausreden.

Schreibe aus diesem Sachverhalt eine Geschichte von etwa 15 Zeilen aus folgenden Perspektiven
-Interner Erzähler in erster Person (so würde auch ein interner E. in dritter Person funktionieren)
-Externer Erzähler in dritter Person
-Auktorialer Erzähler


Interner Erzähler in der ersten Person

Die Ampel schaltete auf Grün, ich setzte gerade an, die Straße zu überqueren, da rauschte ein schwarzer BMW heran. Ich war so erschrocken, dass ich wie angewurzelt stehen blieb. Im letzten Moment wich der Fahrer aus und krachte auf einen parkenden roten Golf. Mit hochrotem Gesicht stieg er aus, rannte schimpfend auf mich zu und baute sich furchteinflößend vor mir auf.
„Ja, du altes Frettchen“, herrschte er mich an, „bist du irre, hier mitten auf der Straße zu stehen? Tapperst hier wie eine Blindsschleiche durch die Gegend und schickst harmlose Autofahrer beinahe in den Tod.“
Ich glaubte, mich verhört zu haben. Meine Starre löste sich und mein Blutdruck stieg rasant an.
„Ja, da hört sich doch alles auf, du Bürscherl, du windiges“, plusterte ich mich zu voller Größe auf. „Du rast hier wie ein Narrrischer, ohne Sinn und Verstand, ums Eck, fährst bei Rot über die Ampel, demolierst ein Auto und dann soll ich schuld sein?“ Vor lauter Aufregung war mein Mund wie ausgetrocknet.
„Ja, wer denn sonst? Diese Ampel ist sonst nie eingeschaltet. So jemand wie du sollte daheim bleiben und ans Sterben denken und nicht junge Leute in Gefahr bringen. “
So viel Boshaftigkeit ließ mich verstummen. Fassungslos stand ich da und bekam dabei gar nicht mit, dass sich inzwischen meine Nachbarin zu uns gesellt hatte. Fürsorglich legte sie mir den Arm um die Schultern. „Machen Sie sich keine Sorgen, Frau Meißner“, beruhigte sie mich. „Ich habe genau gesehen, wie es passiert ist. Die Polizei ist schon verständigt und dann werden wir ja sehen, wie weit der junge Mann mit seiner Unverschämtheit kommt.“


Externer Erzähler in dritter Person

Die Ampel sprang auf Grün und Frau Meißner schickte sich an, die Straße zu überqueren, als ein schwarzer BMW heran schoss. Wie angewurzelt blieb die alte Frau stehen. Der Fahrer konnte im letzten Moment ausweichen und krachte dabei auf einen roten parkenden Golf. Mit hochrotem Gesicht stieg er aus, rannte schimpfend auf sie zu und baute sich vor ihr auf.
„Ja, du altes Frettchen“, herrschte er sie an, „bist du irre, hier mitten auf der Straße zu stehen? Tapperst hier wie eine Blindsschleiche durch die Gegend und schickst harmlose Autofahrer beinahe in den Tod.“
So eine Frechheit ließ sich Frau Meißner nicht gefallen.
„Ja, da hört sich ja alles auf, du Bürscherl, du windiges“, schleuderte sie ihm entgegen. „Du rast hier wie ein Narrrischer, ohne Sinn und Verstand, ums Eck, fährst bei Rot über die Ampel, demolierst ein Auto und dann soll ich schuld sein?“
„Ja, wer denn sonst? Diese Ampel ist sonst nie eingeschaltet. So jemand wie du sollte daheim bleiben und ans Sterben denken und nicht junge Leute in Gefahr bringen. “
Daraufhin blieb Frau Meißner stumm. Fassungslos stand sie da. Erst als jemand den Arm um ihre Schultern legte, bemerkte sie, dass eine Frau neben ihr stand.
„Machen Sie sich keine Sorgen, Frau Meißner“, sprach diese ihr Mut zu. „Ich habe genau gesehen, wie es passiert ist. Die Polizei ist schon verständigt und dann werden wir ja sehen, wie weit der junge Mann mit seiner Unverschämtheit kommt.“


Auktorialer Erzähler

Die Ampel sprang auf Grün und Frau Meißner schickte sich an, die Straße zu überqueren. Da raste ein schwarzer BMW heran, hinter dessen Steuer ein junger Mann saß. Im letzten Moment registrierte der Fahrer die alte Frau, biss sich dabei vor Schreck auf die Zunge, riss das Steuer herum und krachte auf einen geparkten roten Golf. Mit hochrotem Gesicht, noch ein wenig zittrig, stieg der Fahrer aus und kam auf die vor Schreck erstarrte alte Frau zu.
„Ja, du altes Frettchen“, herrschte er sie an, „bist du irre, hier mitten auf der Straße zu stehen? Tapperst hier wie eine Blindsschleiche durch die Gegend und schickst harmlose Autofahrer beinahe in den Tod.“
Die Frau glaubte, sich verhört zu haben. Ihr Blutdruck stieg gefährlich an, so tobte es in ihr.
„Ja, da hört sich doch alles auf, du Bürscherl, du windiges“, plusterte sie sich auf. „Du rast hier wie ein Narrrischer, ohne Sinn und Verstand ums Eck, fährst bei Rot über die Ampel, demolierst ein Auto und dann soll ich schuld sein?“
„Ja, wer denn sonst? Diese Ampel ist sonst nie eingeschaltet. So jemand wie du sollte daheim bleiben und ans Sterben denken und nicht junge Leute in Gefahr bringen. “
So viel Boshaftigkeit ließ die Frau verstummen. Fassungslos stand sie da, schluckte mühsam. Sie würde sich nicht die Blöße geben und in Tränen ausbrechen. Erst als sie spürte, wie sich ein Arm fürsorglich um ihre Schulter legte, wurde ihr bewusst, dass ihre Nachbarin neben sie getreten war. „Machen Sie sich keine Sorgen, Frau Meißner“, flüsterte sie der alten Frau beruhigend zu, obwohl es in ihr brodelte. „Ich habe genau gesehen, wie es passiert ist. Die Polizei ist schon verständigt und dann werden wir ja sehen, wie sich der junge Mann da herauswinden will.“
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Perspektive - das unendliche Thema 25 Apr 2015 13:20 #2250

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Danke Martin und Andrea,

durch eure beispiele fiel mir grade auf, dass ich eigentlich in der Personalen Perspektive schreiben möchte, aber dann irgendwann in die Auktoriale abrutsche. Dabei mag ich die beim lesen am wenigsten :ohmy:

Liebe Grüße
Gabi
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Perspektive - das unendliche Thema 25 Apr 2015 13:37 #2252

  • Martin
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Schöne Beispiele, Andrea!

Freilich, natürlich lösch ich das gleich. Ja sag mal, was glaubst 'n du? ;-)

Beispiel ist immer fein, die Idee der Aufgabenstellung finde ich klasse! Das könnten wir ja überhaupt mal probieren.

Liebe Grüße
Martin
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Perspektive - das unendliche Thema 25 Apr 2015 16:32 #2259

  • CoraSuess
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Hallo Andrea,
Hallo Martin,

Genau so etwas habe ich gesucht. Vielen Dank.

Ich werde jetzt immer vor dem Schreiben (bzw. jetzt beim Korrigieren) festlegen, wem die Szene "gehört".
dann schlüpfe ich in dessen Rolle, und bin Sabine, oder Pfeiffer, oder Mörder ... :woohoo: .

Glaube, so müsste es gehen. :)

Melde mich in ein paar Wochen wieder.... *gröl*

War ein kleiner Scherz.

1000Dank an alle, die mir hier helfen


Liebe Grüße
Cora
liebe Grüße

Cora
Letzte Änderung: 25 Apr 2015 16:33 von CoraSuess.
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Perspektive - das unendliche Thema 26 Apr 2015 14:53 #2268

Bei meinem ersten Buch hatte ich das auch noch nicht so ganz im Griff.

Als ich jedoch mithilfe von Cathy Yardleys "Rock your Plot" das zweite Buch in Angriff nahm, sollte ich mich bei jeder Szene auf einen POV (Point of View) festlegen, also einen Perspektivcharakter. Nun habe ich insgesamt 4 Perspektivcharakter, die ich durch die Geschichte hindurch begleite und in deren Kopf ich in der jeweiligen Szene schauen kann. Wenn ich mich mal festgelegt habe, schaue ich in der jeweiligen Szene aber nicht in den Kopf einer anderen anwesenden Perspektivfigur, auch wenn ich das ja streng genommen könnte.

Das Resultat hat mich überzeugt. :-)
Sei mutig! Wenn du gewinnst, bist du glücklich. Wenn du verlierst, bist du weiser.
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Perspektive - das unendliche Thema 26 Apr 2015 18:16 #2271

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Wenn ich mich mal festgelegt habe, schaue ich in der jeweiligen Szene aber nicht in den Kopf einer anderen anwesenden Perspektivfigur, auch wenn ich das ja streng genommen könnte.


Hallo Martin,

wieso kannst du es streng genommen?

Du kannst nur wissen, was du weißt. Du kannst höchstens annehmen etwas zu wissen.

Oder habe ich da etwas falsch verstanden.

LG Cora
liebe Grüße

Cora
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Perspektive - das unendliche Thema 26 Apr 2015 18:55 #2272

Ich weiss, was meine Perspektivfigur einer Szene denkt und fühlt. Wenn ich nun die Perspektivfiguren Tom und Regina in einer Szene beieinander habe, entscheide ich mich nur für eine der beiden, z.B. Regina. Tom ist Perspektivfigur in anderen Szenen. Dort beschreibe ich dann aus seiner Sicht, seine Gedanken und Gefühle.

Aber in dieser Szene beschreibe ich aus der Sicht von Regina, wie sie die Situation erlebt. Tom schaue ich aus Reginas Augen an und kann über ihn nur schreiben, was Regina weiss und beobachtet.

Verstehst Du, was ich meine? Oder soll ich die Jacke nochmals umdrehen. ;-)
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Perspektive - das unendliche Thema 26 Apr 2015 19:49 #2275

  • CoraSuess
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Ich verstehe schon und Du musst die Jacke nicht umdrehen. B)

Aber das eben geschriebene widerspricht deinem Satz von oben:
"auch wenn ich das ja streng genommen könnte.

DENN: Du kannst es bei einer personellen P. eben NICHT. :woohoo:

LG Cora
liebe Grüße

Cora
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Perspektive - das unendliche Thema 01 Mai 2015 11:53 #2313

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Hallo Ihr lieben Schreibbesessenen.

Ich bin gerade etwas verwirrt. Wie ihr wisst, überarbeite ich gerade meine Perspektiven und habe mir zum reinlesen ein Buch von der berühmten und erfolgreichen Nora Roberts, als sogenanntes Lehrbuch, dazu genommen.
Da bin ich über etwas gestolpert.

Die Szene geht wie folgt:

Sie hatte die oberste Treppenstufe kaum erreicht, als ihre Mutter und Ava mit großen, erwartungsvollen Lächeln aus dem Fernsehzimmer kamen.
"Und?, fragte Essie. "Wie war´s?"
"Es war schön.(...)." Doch als Phoebe auf ihr Zimmer ging, erinnerte sie sich wieder daran, wie sie bei diesem Gutenachtkuss beinahe in Ohnmacht gefallen war.
Hinter ihrem Rücken sahen sich Essie und Ava kurz an und nahmen die Verfolgung auf.
"Und wie ist er so?...."


Wenn diese Szene in der personellen Perspektive von Phoebe spielt, wie kann sie dann das hinter ihrem Rücken sehen?
Ich persönlich fand es eine hübsche Idee und es hat mich beim ersten Lesen nicht irritiert. Erst jetzt, nachdem ihr mich "belehrt" habt. :whistle:

Ist das wieder etwas, das ein Bestsellerautor darf, und wir Anfänger nicht? :blush:

Liebe Grüße
Cora
liebe Grüße

Cora
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Perspektive - das unendliche Thema 01 Mai 2015 11:58 #2314

Das ist es, was ich in einem meiner vorigen Posts gemeint habe. Als Autor unterliegt man ständig der Versuchung, die Perspektive zu brechen.

Diesen Satz müsste ein Lektor rausnehmen, denn er bricht eindeutig die Perspektive. Ob's mir allerdings aufgefallen wäre, weiss ich nicht.

Du hast ein scharfes Auge! :)
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Perspektive - das unendliche Thema 01 Mai 2015 12:25 #2315

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Danke MF,

meine Sehstärke ist enorm gestiegen, seit ich hier bin. B) *gröl*

Aber Spaß beiseite, ich brauch mich nicht zu wundern, wenn mir meine eigenen Schwankungen nicht auffallen, wenn ich solche Bücher lese, bei denen ich die Perspektive nicht zuordnen kann.

Aber das Phänomen ist doch, dass diese Bücher derart erfolgreich sind. Vielleicht weil sie die Gefühle aller Beteiligten besser beschreiben?

In einer anderen berühmten Krimireihe fängt es an mit: Inspektor Gemma Jones...
Andrea schrieb in einem Kommentar an mich, dass man selbst sich nicht so bezeichnen kann.
Aber Deborah Crombie führt ihre Hauptperson so ein, und hat Erfolg! :angry:

Ich habe so oft vom Mörder gelesen, der geheimnisvoll lächelte, dass sich das Bild in meinem Kopf festgesetzt hat. Nun weiß ich, dass man sich lebst nicht so beschreibt. Machen es so viele Schriftsteller falsch?
:blink:
liebe Grüße

Cora
Letzte Änderung: 01 Mai 2015 12:53 von CoraSuess.
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