Stichwort
Willkommen, Gast
Handwerkliche Praxis: von Perspektiven bis zu Rückblicken. Hier bitte KEINE Rechtschreibthemen, diese unter Nachschlag(en)

THEMA: Absätze bei wrtl. Rede - Bitte Hilfe!

Absätze bei wrtl. Rede - Bitte Hilfe! 04 Aug 2014 10:32 #1304

  • Samanter
  • Samanters Avatar
  • OFFLINE
  • Schreibsuchtalarm
  • Beiträge: 382
Dieses Thema hatte ich zwar schon einmal mit Martin in "Handwerk" besprochen, aber ich kapiere es immer noch nicht. Welche der beiden Varianten ist nun besser? Ich tendiere zu ersterer, die aber garantiert falsch ist. Aber das liest sich für mich einfacher.

Bitte helft mir. Sonst bekomme ich dieses Problem nie in den Griff. Die wörtlichen Reden in meinem Manuskript sind ein einziges chaotisches Sammelsurium von Absatzformat-Varianten, dass einem schwindlig wird.

Schaut doch bitte mal in die Anlage und sagt mir welche richtig oder besser ist und warum.

Danke!

LG Sam
Anhang:
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.

Absätze bei wrtl. Rede - Bitte Hilfe! 04 Aug 2014 10:40 #1305

  • Martin
  • Martins Avatar
  • OFFLINE
  • Steuermann
  • Beiträge: 1455
  • Dank erhalten: 18
Hallo Sam,

ich habe den Thread in den Handwerksbereich verschoben, da in der Geschichtenwerkstatt nur Geschichten sein sollten, also die Threads eben Manuskiptteile enthalten.

Viele Grüße
Martin
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.

Absätze bei wrtl. Rede - Bitte Hilfe! 04 Aug 2014 11:12 #1306

  • Martin
  • Martins Avatar
  • OFFLINE
  • Steuermann
  • Beiträge: 1455
  • Dank erhalten: 18
Samanter schrieb:
... aber ich kapiere es immer noch nicht. Welche der beiden Varianten ist nun besser? Ich tendiere zu ersterer, die aber garantiert falsch ist. Aber das liest sich für mich einfacher.
Gut nachvollziehbar, dass du verwirrt bist, denn das ist kein einfaches Thema!

Was man dabei wieder einmal sieht ist, dass beim Schreiben Regeln zwar schön und gut sind, aber man eine Menge nicht wirklich in Regeln fassen kann. Häufig kommt es auf den Fluss an und ihm zugunsten kann schon mal sogar eine Handfeste Regel weichem müssen.

Bei der direkten Rede dreht es sich ja, genau betrachtet um ständige kleine Szenenwechsel. Das ist aber nur die halbe Wahrheit. Genauso gibt es noch den Absatz als trennendes/hervorhebendes Element. Und schließlich die Perspektive, unter der die Szene/das Kapitel steht. Verständlich, dass man da leicht aus dem tritt kommt.

Ich verstehe, dass du gerne in Blöcke mal 'ich', mal Alex, gliedern möchtest. Das geht aber der Rede wegen nicht.

Was ich beim Lesen als unangenehm empfinde, sind direkte Reden, die plötzlich in einem Absatz auftauchen. Also z.B. sowas finde ich nicht schön:

Warum bestellt er dann eine ganze Flasche? Soll ich die jetzt etwa allein austrinken? »Alles schaffe ich aber nicht«, erwidere ich und deute auf die Weinflasche die noch zu einem Drittel voll ist.

Fazit: Die erste Variante ist bedeutend besser lesbar.

Das Wichtigste ist immer, dass der Leser der Geschichte mühelos folgen kann. Den Grund bildet also die Szenenperspektive. Darüber dann die kleinen Wechsel, die aber trotzdem aus Sicht des perspektivtragenden Protagonisten wahrgenommen werden. Es ist also trotz allem die Sicht des Perspektivträgers. Sollte es mal verschwommen werden, wer gerade am Zug ist, weil mehrere Wechsel aufeinander folgen, dann kann man sich immer noch mit einem Inquit aushelfen. Lieber mal ein ›sagte er‹, ›erwiderte sie‹ zu viel, als dass der Leser rätseln muss.

Liebe Grüße
Martin

P.S.: Ach ja, also Variante 1 ;)
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.

Absätze bei wrtl. Rede - Bitte Hilfe! 05 Aug 2014 09:50 #1313

  • Samanter
  • Samanters Avatar
  • OFFLINE
  • Schreibsuchtalarm
  • Beiträge: 382
Danke Martin!

Wenn ich es also richtig verstehe, gliedere ich zuerst nach Perspektiven aus der Sicht des Erzählers und darin dann noch einmal die wörtlichen Reden aus der Sicht der "Sprechenden"? Könnte man das so sagen?

LG Sam
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.

Absätze bei wrtl. Rede - Bitte Hilfe! 05 Aug 2014 11:03 #1315

  • Samanter
  • Samanters Avatar
  • OFFLINE
  • Schreibsuchtalarm
  • Beiträge: 382
Wie ist es hier?
»Weißer Heilbutt an Weißweinschaum mit grünem Spargel und Prinzesskartoffeln”, erklärt der Mann in roter Weste.
«Ich wünsche einen guten Appetit.«

Und hier?
»Ich habe reserviert”, antwortet Alex knapp. «Gabriel«

In beiden Fällen ist es nur ein unterbrochene wörtliche Rede. Trotzdem Absatz?


LG Sam
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.

Absätze bei wrtl. Rede - Bitte Hilfe! 05 Aug 2014 11:15 #1316

  • Samanter
  • Samanters Avatar
  • OFFLINE
  • Schreibsuchtalarm
  • Beiträge: 382
... und wie ist bei bei gedanklicher wörtlicher Rede wie hier?


Was hat er? Ist er vielleicht schon über vierzig und sieht nur ungewöhnlich jung aus? Oder ... Warum ist ein so attraktiver Mann eigentlich noch Junggeselle?
'Ich bin kein Engel.' (ist im Original kursiv)
Nein, ein schlechter Mensch aber sicher auch nicht.


LG Sam
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.

Absätze bei wrtl. Rede - Bitte Hilfe! 05 Aug 2014 11:35 #1317

  • Martin
  • Martins Avatar
  • OFFLINE
  • Steuermann
  • Beiträge: 1455
  • Dank erhalten: 18
Samanter schrieb:
Wenn ich es also richtig verstehe, gliedere ich zuerst nach Perspektiven aus der Sicht des Erzählers und darin dann noch einmal die wörtlichen Reden aus der Sicht der "Sprechenden"? Könnte man das so sagen?

Diese erste, grobe Gliederung hast du ja im Regelfall ohnehin durch die Szenen und deren Perspektive. Da in deinem Fall alles (?) in der Ich-Perspektive läuft, ist dieses Thema ohnehin abgehakt.

Darin sehe ich übrigens einen Vorteil der Ich-Perspektive: Alles, was geschrieben wird, sei es Beobachtung oder Gedanken ist einfach immer ich. So gesehen müsste man auch nichts kursiv schreiben, denn es kann ja ohnehin nur die Ich sein, die denkt. Dazu aber in der dritten Antwort.

Ganz grob würde ich deiner Aussage zustimmen, ja.
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.

Absätze bei wrtl. Rede - Bitte Hilfe! 05 Aug 2014 11:44 #1318

  • Martin
  • Martins Avatar
  • OFFLINE
  • Steuermann
  • Beiträge: 1455
  • Dank erhalten: 18
Samanter schrieb:
Wie ist es hier?
»Weißer Heilbutt an Weißweinschaum mit grünem Spargel und Prinzesskartoffeln”, erklärt der Mann in roter Weste.
«Ich wünsche einen guten Appetit.«

Hier so: »Weißer Heilbutt an Weißweinschaum mit grünem Spargel und Prinzesskartoffeln”, erklärt der Mann in roter Weste. «Ich wünsche einen guten Appetit.«

Ist ja kein Wechsel des Sprechers und bei dem Einschub handelt es sich um eine Inquit-Formel.

Samanter schrieb:
Und hier?
»Ich habe reserviert”, antwortet Alex knapp. «Gabriel«

In beiden Fällen ist es nur ein unterbrochene wörtliche Rede. Trotzdem Absatz?

Nein, kein Absatz. Wieso willst du denn einen machen (siehe oben)?

Viele Grüße
Martin
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.

Absätze bei wrtl. Rede - Bitte Hilfe! 05 Aug 2014 11:48 #1319

  • Martin
  • Martins Avatar
  • OFFLINE
  • Steuermann
  • Beiträge: 1455
  • Dank erhalten: 18
Samanter schrieb:
... und wie ist bei bei gedanklicher wörtlicher Rede wie hier?

Was hat er? Ist er vielleicht schon über vierzig und sieht nur ungewöhnlich jung aus? Oder ... Warum ist ein so attraktiver Mann eigentlich noch Junggeselle?
'Ich bin kein Engel.' (ist im Original kursiv)
Nein, ein schlechter Mensch aber sicher auch nicht.

Bei der Ich-Perspektive ist die Auszeichnung von Gedanken an sich schon absurd. Denn alles, was erzählt wird, ist da die Ich; also wozu dann noch kursiv?

Allerdings finde ich trotzdem, dass Gedanken in kursiv (nicht einfach Anführung) etwas haben. Sie erleichtern meines Erachtens ein wenig den Lesefluss, vielleicht auch deshalb, weil sie das Schriftbild auflockern.

Ja und Absätze würde ich hier keine extra machen. Außer der Protagonist ist schizophren ...

Liebe Grüße
Martin
Letzte Änderung: 05 Aug 2014 11:48 von Martin.
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.

Absätze bei wrtl. Rede - Bitte Hilfe! 05 Aug 2014 12:20 #1321

  • Samanter
  • Samanters Avatar
  • OFFLINE
  • Schreibsuchtalarm
  • Beiträge: 382
Weil ich dachte auch ein erklärender Inquit ist genau genommen auch wieder ein Perspektivwechsel - zwischen Ich-Erzähler und Redner bzw. Ich-Redner. Ich habe das Gefühl, dass ich gerade bei der Ich-Perspektive (ist tatsächlich die Perspektive in meinem gesamten Manuskript) man Ich-Erzähler und Ich-Redner trennen muss. Zumindest habe ich das mal so in einem Lernvideo so gesehen. Trotzdem muss ich zugeben, dass mein Gefühl bei dem Beispiel: »Ich habe reserviert”, antwortet Alex knapp. «Gabriel« genauso wie deines war. Bei dem anderen im Grunde auch, aber nur, weil der Inquitsatz nicht zu lang war. Etwas länger und ich hätte lieber einen Absatz gemacht. Mal sehen ob ich dazu auch noch ein Beispiel finde.

LG Sam
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.

Absätze bei wrtl. Rede - Bitte Hilfe! 05 Aug 2014 12:31 #1322

  • Samanter
  • Samanters Avatar
  • OFFLINE
  • Schreibsuchtalarm
  • Beiträge: 382
Habe jetzt kein Beispiel so schnell gefunden, aber ein Textpassage wo ich sie konstruieren kann.

So wäre das "Meine Dame" hinten dran noch ok.
»Wenn sie mir folgen wollen?”, bittet uns der Mann in roter Weste herein und begrüßt mich mit einem freundlichen Nicken. «Meine Dame.«

Aber hier finde ich nicht mehr.

»Wenn sie mir folgen wollen?”, bittet uns der Mann in roter Weste herein und begrüßt mich mit einem freundlichen Nicken. Dabei schmunzelt er, als wenn er sich schämen würde.
«Meine Dame.«
Hier bin ich auch noch bei der Stelle "Dabei schmunzelt er ..." immer noch in der Ich-Erzähler-Perspektive. Erst bei "Meine Dame" wechselt es zur Redner-Perspektive. Das ist so schwierig, weil der Inquit praktisch schleichenden und nicht trennbar in eine andere Perspektive wechselt.

LG Sam
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.

Absätze bei wrtl. Rede - Bitte Hilfe! 05 Aug 2014 12:44 #1323

  • Martin
  • Martins Avatar
  • OFFLINE
  • Steuermann
  • Beiträge: 1455
  • Dank erhalten: 18
Samanter schrieb:
»Wenn sie mir folgen wollen?”, bittet uns der Mann in roter Weste herein und begrüßt mich mit einem freundlichen Nicken. Dabei schmunzelt er, als wenn er sich schämen würde.
«Meine Dame.«
Hier bin ich auch noch bei der Stelle "Dabei schmunzelt er ..." immer noch in der Ich-Erzähler-Perspektive. Erst bei "Meine Dame" wechselt es zur Redner-Perspektive. Das ist so schwierig, weil der Inquit praktisch schleichenden und nicht trennbar in eine andere Perspektive wechselt.

Würde ich so schreiben:

»Wenn sie mir folgen wollen?«, bittet uns der Mann in roter Weste herein und begrüßt mich mit einem freundlichen Nicken. Dabei schmunzelt er, als wenn er sich schämen würde: »Meine Dame ...«

Warum? Meine Dame in einer eigenen Zeile hängt in der Luft. Mit dem Doppelpunkt hast du eine dezente Überleitung. Mit den drei Punkten lässt du einen eine einladende Bewegung sich vorstellen.

Liebe Sam, es geht einfach um etwas Feeling.

Weiß nicht, warum du so erpicht bist, das unbedingt völlig korrekt machen zu müssen. Du bemerkst doch ohnehin immer wieder, dass dein ursprüngliches Gefühl sich als passend erwies.
Ein Lektor wird solche Fälle sowieso ändern, wenn es so weit ist; halt dich doch nicht mit dem Kleinkram auf. Bei Kunst gibt es kein korrekt und Regeln bilden auch nur ein vages Korsett. So, wie man beim Holzschnitzen ein scharfes Messer verwendet und keinen stumpfen Löffel. Der Rest ist Gefühl und Intuition.

Liebe Grüße
Martin
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.