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Von ersten Sätzen und Abschlüssen bis zum Spannungsaufbau und zur Glaubhaftigkeit

THEMA: Prolog

Prolog 22 Mär 2018 19:55 #6196

  • nim scibiya
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Hallo ihr Lieben!

In letzter Zeit habe ich viel zum Thema Prolog (und Epilog) gelesen.
Mich persönlich stören Prologe nicht - ich lese alles was zur Geschichte gehört, egal welche Überschrift über dem Kapitel steht.
Allerdings ist es bei den allermeisten Büchern wirklich so, dass sich die Überschrift "Prolog" völlig sinnfrei ist - im Prinzip ist es bei vielen einfach ein "Kapitel 1". Gleiches gilt für den Epilog, denn der macht oftmals noch weniger Sinn (wenn das überhaupt möglich ist).

Nun habe ich aber einen Dreiteiler gelesen mit einem wirklich guten Prolog - einem der den Namen auch verdient und der einen Zweck erfüllt! (Zumindest vom ersten Teil. Bei den anderen beiden Teilen war er meiner Meinung nach unnötig)
Die Reihe heißt "Witches of Norway" (von Jennifer Alice Jager).
Ich versuche darauf einzugehen ohne zu spoilern, falls jemand die Reihe noch lesen will.

Der Prolog besteht aus einem Ausschnitt, der erst in Teil 3 (ziemlich wortwörtlich) wieder auftaucht.
Das Tolle daran: fast bis zum Ende von Teil 2 tappt man im Dunklen, um welche zweite Person es sich neben der Protagonistin handeln könnte und wie die beiden an diesen Punkt kommen.
Durch den Prolog wird Spannung aufgebaut, die gesamte Handlung ist nicht absehbar und die Denkweise der Protagonistin und die Meinungen der anderen Personen so verpackt, dass man wirklich selber rätseln kann.
Überhaupt ist die Reihe sehr empfehlenswert für alle, denen Young/New Adult-Bücher, Hexengeschichten oder Zeitreisen gefallen.

Grüße
Julia
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Prolog 10 Okt 2018 15:29 #6768

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Hallo Julia,

wie konnte denn das passieren: keine Antwort? Dabei ist das ein spannendes Thema!

Ich kenne sehr wenige Bücher, bei denen ein Prolog sinnvoll war. Aber über dieses Thema gibt es ja viel zu lesen. Es sollte interessant bis spannend beginnen und das kann genauso ein Kapitel 1.

Mit dem Epilog sehe ich das anders. Ein Buch hat eine bestimmte Struktur und endet möglichst effektreich - der Leser soll das Buch ja als tolles in Erinnerung behalten - mit dem letzten Kapitel. Dann möchte man aber eventuell noch gerne wissen, wie es danach weitergegangen ist, was die Protagonisten getan haben. Ich mag Geschichten gern abgeschlossen, weshalb ich auch keine offenen Enden mag.

Liebe Grüße
Martin
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Prolog 15 Okt 2018 16:07 #6793

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Hallo Martin,

schön dass sich doch noch jemand zum Austauschen findet :)

Ich denke, die Frage, ob man es Kapitel 1 oder Prolog nennt, hängt an der Struktur meines Gesamtwerks.
Wenn es in der zeitlichen Reihenfolge vor der eigentlichen Geschichte spielt, sollte es "Kapitel 1" heißen.
Aber wenn es völlig aus dem Rahmen fällt - weil es zum Beispiel vorgreift - dann finde "Prolog" gerechtfertigt.

Interessant, was du zum Epilog sagst. Ich verstehe, was du meinst. Aber ist das nicht "trickserei"? Ähnlich wie beim Prolog? Wenn die Geschichte mit dem effektvolle Ende noch nicht zu Ende ist, sondern erst nach dem wirklichen Happy End im Epilog, dann ist der Epilog doch im Grunde "Kapitel x".
Es ist vermutlich - wie beim Prolog - eine Strukturfrage: Ist es unerlässlich für die Geschichte, ist es ein "Kapitel X", ist es ein Bonus, ist es ein Pro- oder Epilog.

Grüße!
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Prolog 16 Okt 2018 08:47 #6794

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Hallo Julia,

hab mich schon gewundert, weshalb ich nicht gleich auf den Post geantwortet habe, dann habe ich gesehen, das war ja schon vor meiner Zeit. :lol:

Ich war früher ein großer Fan davon, Prologe zu schreiben. Unerklärlicherweise, denn auf der anderen Seite überblättere ich sie beim Lesen selbst gern. Je länger ich geschrieben habe, je intensiver ich mich mit dem Handwerk auseinandergesetzt habe, desto klarer wurde mir dann auch, dass ich in 90% der Fälle keinen Prolog brauche. Das waren
1. Infos, die ich glaubte, dem Leser im Vorfeld geben zu müssen.
2. Umbenannte erste Kapitel.
3. Paradebeispiele dessen, was ich selbst nicht lesen will und deswegen überblättere.

Einen einzigen habe ich gelassen. Dieser Prolog spielt zehn Jahre vor der eigentlichen Handlung und beginnt mit: Er rannte, so schnell er konnte, auf das Tor zu. Nur noch zehn Meter. Acht. Nur noch ein paar Schritte. Der Schuss kam von hinten. Er war zu langsam gewesen.
Mit genau denselben Worten endet der Roman, die aber in den beiden Szenen völlig unterschiedliche Bedeutungen haben und so die veränderte Situation noch einmal deutlich machen.

In dem Fall habe ich den Prolog belassen, weil er zeitlich von der Handlung getrennt ist.

Beim Epilog geht es mir anders als Martin. Mir reicht es, wenn die eigentliche Geschichte abgeschlossen ist und bin ein Freund davon, wenn der Autor Raum für Spekulationen lässt, wie es vielleicht mit den Protas weitergehen könnte.
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Prolog 16 Okt 2018 11:43 #6795

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Hi Kerstin,

dein Beispiel mit dem Prolog, den du gelassen hast, finde ich interessant. Ich denke, da hätte ich es auch gelassen.
Habe seit gestern viel drüber nachgedacht, wann für mich denn ein Prolog oder Epilog angebracht wäre.
Bin dabei zu einem ganz ähnlichen Ergebnis gekommen, wie du mit deinem Beispiel :)

Einen Cliffhanger könnte man zum Beispiel in einen Epilog setzen - aber eben nicht einen, der das Folgebuch einleitet, sondern einer, der alles Gelesene auf den Kopf stellt. Zum Beispiel in einem Krimi, in dem am Ende der Täter dingfest gemacht wird - alles macht Sinn, alles ist aufgelöst und dann kommt im Epilog eine Szene, in der Ich-Perspektive des wirklichen Täters, der immer noch frei herumläuft.
Wo ich einen Prolog und auch Epilog einsetzen würde, wäre, wenn ich das erste und letzte Kapitel aus der Sicht einer anderen Person schreiben würde (diese Perspektive taucht im restlichen Buch dann nicht mehr auf). Da wäre es dann eine optische Strukturierung, die Sinn macht.
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Prolog 16 Okt 2018 12:29 #6796

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Zum Beispiel in einem Krimi, in dem am Ende der Täter dingfest gemacht wird - alles macht Sinn, alles ist aufgelöst und dann kommt im Epilog eine Szene, in der Ich-Perspektive des wirklichen Täters, der immer noch frei herumläuft.

Finde ich interessant, birgt aber auch Risiken. Ein einfaches 'ich bin der Mörder' reicht da meiner Meinung nach nicht, da käme sich der Leser doch irgendwo veralbert vor? Müsste sich dann doch über die Handlung hinweg irgendwo andeuten, ohne dass man es beim Lesen merkt, am Ende aber sagen kann: Ah ... logisch!

Das fällt mir zwar kein Buch ein, aber ein Film: Das Leben des David Gale. Alles ist logisch und nachvollziehbar, der 'Täter' wird hingerichtet und am Ende bekommt die Journalistin ein Video zugespielt, auf dem zu sehen ist, dass es Selbstmord war. Das hätte man beispielsweise auch in einen Epilog packen können. Den Effekt damals fand ich auf jeden Fall wahnsinnig gut. Weil das eben was war, das niemand wissen konnte, hat aber gezeigt, dass trotzdem alle falsch gelegen haben. Wenn man so etwas hinbekommt, chapeau.
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Prolog 22 Okt 2018 11:46 #6803

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Finde ich interessant, birgt aber auch Risiken. Ein einfaches 'ich bin der Mörder' reicht da meiner Meinung nach nicht, da käme sich der Leser doch irgendwo veralbert vor? Müsste sich dann doch über die Handlung hinweg irgendwo andeuten, ohne dass man es beim Lesen merkt, am Ende aber sagen kann: Ah ... logisc

Ja genau so hätte ich das gedacht!

Den Film kenne ich leider nicht. Mir fällt da noch "Life of Pi" ein (da kenne ich aber auch nur den Film). Der endet auch so, dass man sich am Schluss fragt, ob alles erfunden oder wirklich ist.
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