Ein netter Artikel über die Wahrnehmung von Gefühlen aus The Atlantic, gefunden im Montsegur-Forum.

So so. So sieht also ein Blinder in seinem Kopf die Gefühle anderer Menschen. Interessant.
Ich weiß, dass es Menschen gibt die Töne oder auch Geschmäcker in Farben sehen können oder auch umgekehrt. Aber, dass das auch bei Gefühlen funktioniert, ist mir neu.

Irgendwie habe ich aber das irritierende Gefühl, dass die Farben etwas mit unterschiedlichen Temperaturen zu tun haben. Da wird mir beim Gedanken an Entspannung plötzlich kalt (siehe "Neutral"), bei "Freude" glühen meine Ohren als, wenn mir etwas peinlich wäre und bei Traurigkeit breitet sich eine defuse Wärme in meiner Brust aus. Irgendwie passt das überhaupt nicht. Aber ich bin auch kein Mensch der Gefühle in Farben sehen kann.

LG Sam

Samanter schrieb: Ich würde sagen, dass du damit genau richtig liegst. Sagt man nicht, dass einem heiß wird, oder sich Kälte im Körper ausbreitet, man zu glühen beginnt oder vor Kälte erstarrt? Von gefühlskalten Menschen und heißblütigen Südländerinnen ... ähm okay, das gehört jetzt nicht hieher.

Ich persönlich finde die Darstellung recht anschaulich. Neutral bedeutet für mich einfach keine ungewöhnliche Veränderung, alles Unschwarze emotionale Action.

So gesehen, kann das vielleicht funktionieren. Emotion = Farbe, keine Emotion = Schwarz Aber ich habe mich sehr lange mit der Ölmalerei beschäftigt. Da hat man, glaube ich, einen anderen Bezug zu Farben. Ich frage mich nur, wozu diese Studie gut ist. Welchen Nutzen gibt es für den Aufwand einer solchen Untersuchung?

LG Sam

Hallo Sam,

diese Farben sind wohl eher von denen abgeleitet, die auf den Bildern auftauchen, die mit Wärmesensoren zu tun haben, also für Wärmedämmung bei Häusern, Infrarotaufnahmen aus dem All usw.

Ich finde sie sehr praktisch, weil einem das dabei unterstützt, besser zu beschreiben, wie es einem Charakter in einer bestimmten Gefühlssituation zumute ist. Es wird m.E. überhaupt gewaltig unterschätzt, um wieviel lebendiger solche Schilderungen sind. Zumal in unseren Breiten ja sowieso das Reden über Gefühle oft ein richtiggehendes Tabu ist. Umso bessere Chancen hat man als Schreibender, wenn man über dieses Tabu hinweggehen, Gefühle be- und sich damit in die Herzen der Leser hineinschreiben kann.

Als Beispiel: Es ist doch bildhafter, schreiben zu können, dass mir der Neid die Hitze in den Kopf trieb, wobei sich ein seltsam kühles Befinden in meinem Bauch ausbreitete, als ich das neue Boot des Nachbarn auf dem Anhänger sah, als wenn ich schriebe, neidig blickte ich auf das neue Boot der Nachbarn, oder, noch schlimmer, das neue Boot der Nachbarn ließ mich vor Neid erblassen. Gefühle sind show. Im anderen Fall wird das Neidgefühl zum flachen Gelaber, das man glauben kann oder auch nicht - und dann im Zweifelsfall meist nicht.

Liebe Grüße
Martin