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THEMA: Sebastian Fitzek - Das Kind

Sebastian Fitzek - Das Kind 19 Jun 2018 15:19 #6430

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Mein Name ist Simon.
Ich bin zehn Jahre alt.
Ich bin ein Serienmörder.

Kaum gelesen war klar, das Buch gehört mir. Mein erster Fitzek, nebenbei erwähnt. Vermutlich auch mein letzter.

In dem Buch geht es um einen todkranken Jungen, Simon, der nach einer Rückführung glaubt, in seinem früheren Leben ein Serienmörder gewesen zu sein. Er verlangt einen Anwalt, weil er glaubt, für diese Taten die Konsequenzen tragen zu müssen.

Robert Stern hat vor zehn Jahren sein Kind durch den plötzlichen Kindstod verloren. Seine Ehe ist in die Brüche gegangen, er existiert mehr, als er lebt. Dann wird er eines Tages von einer Krankenschwester, mit der er eine kurze Affäre hatte, zu einem Treffen gebeten.

Sie stellt ihm Simon vor, dessen Anwalt er werden soll. Das Kind führt den Anwalt und die Krankenschwester zu Tatorten, erzählt Einzelheiten, die den Anschein wecken, er wäre wirklich die Reinkarnation des Mörders. So weit, so gut. Anfangs konnte ich das Buch kaum weglegen. Es hat Tempo und die Frage, was hinter Simons Wissen steckt, hat mich angetrieben, immer die nächste Seite umzublättern. Aber dann kamen immer mehr Dämpfer. Die Fragezeichen auf meiner Stirn wurden mehr und das nicht, weil die Spannung zugenommen hätte. Nein, es waren eher 'was soll das denn jetzt' Fragezeichen.

Diese Fragezeichen habe ich geschickt ignoriert, weil das Rätsel um Simon für mich über allem anderen stand. Da verzeihe ich durchaus auch mal kleinere Logikfehler oder völlig oberflächliche Figuren. Gegen Ende spitzt sich die Handlung zu, es soll zu einem letzten Mord kommen, den Simon glaubt, begehen zu müssen. Stern gelangt über Umwege zum Ort des Geschehens, ebenso wie Carina - die immer mal ausgepackt wird, aber total blass bleibt -, die Spannung baut sich auf, das Kapitel endet mit einem Cliffhanger.

Im nächsten wird mir dann locker flockig durch einen Dialog zweier Nebenprotas erzählt, was passiert ist. Inklusive Aufklärung des 'Simon-Rätsels'. Ich hab ja beinah hinter das Buch geschaut, ob mir vielleicht ein Kapitel rausgefallen ist. Aber nein. Fitzek hat das wirklich gemacht. Die Handlung beendet und den Erzählmodus angeworfen. Warum er das gemacht hat, ist mir schon klar.

Es gab zum Ende des Kapitels keinen Prota mehr, durch dessen Sicht er weiter hätte erzählen können. Diese Möglichkeit hat er sich zugunsten eines Cliffhangers genommen. Der Leser sollte wohl rätseln, ob die beiden Protas nun überlebt haben oder nicht.

Meiner Meinung nach völlig unsinnig, da es kurz darauf aufgelöst wird und es das einfach nicht wert war. An der Stelle hätte ich keine Unsicherheit mehr gebraucht, ich wollte wissen, was genau passiert ist und zwar nicht in der abarbeitenden Form, wie sie im folgenden Gespräch gewählt wurde. Mit Zuklappen des Buches haben sich mir einige Fragen aufgedrängt:

1. Wird 'show don`t tell' überbewertet?
2. Darf in bestimmten Genres (Thriller, Fantasy, usw.) die Logik zu kurz kommen und/oder irgendeine Lösung zusammengeschustert werden?
3. Oder ist es so, dass es keine 'Regeln' mehr gibt, wenn man sich erstmal einen Namen gemacht hat? Anders kann ich mehr schwer erklären, warum kein Lektor sich an diversen Punkten gestört hat.

Hat vielleicht sonst noch jemand das Buch gelesen oder andere des Autors?
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