Marketing damals und heute
Früher lief das genau so, ich habe das bei meinen Eltern erlebt, die im Team - mein Vater fotografierte, meine Mutter schrieb - 43 Bücher auf den Markt brachten und davon lebten. Aber das war vor rund fünfzig bis zwanzig Jahren. Heute ist alles anders. Wenn ich die Natur betrachte, leider, ansonsten: einfach toll!
Was bedeutet das fürs Marketing, für den Vertrieb der eigenen Bücher, gleichgültig, ob die nun selbst herausgegeben sind oder von einem Verlag?
Während man früher originell sein musste und es noch eine Menge Lücken gab, die gefüllt werden konnte, so präsentiert sich heute die Gegend nicht wiederzuerkennend. Alle Lücken sind fein säuberlich zugeschüttet, so, wie es auch kaum noch - nicht einmal mehr Neben- - Straßen mit Schlaglöchern gibt - alles sind proper asphaltierte Wege, auf denen man nicht hoppelt, sondern gleitet. Schnell gleitet, um nicht zu sagen fliegt. An allem vorbei. Und keine Details wahrnimmt, wahrnehmen kann. Auch nicht noch so bunte Hemden. Und wenn, dann sind sie schon vorbei, weil man ja so schnell ist.
Auffallen funktioniert heute kaum mehr und Marketingleute wissen zu sagen, dass heute statt dessen verdrängt wird.
Zum Auffallen kam mir neulich ein Bild: Petersplatz, hunderttausend Hochschauer. So bunt kann meine Hemd da gar nicht sein, dass mich jemand wahrnimmt. Außer meinen Nebenleuten. Und die schauen hoch. Also die auch nicht.
Heute heißt es nicht auffallen - das ist mir schon länger klar - aber was dann? Da kam mir neulich ein anderes Bild: Kurfürstendamm oder Fifth Avenue oder zwischen Piazzale Roma und San Marco in Höchstform. Lang und sehr dicht. Ich will vom einen Ende zu anderen. Ich stürze mich ins Getümmel und arbeite mich mit Schwimmbewegungen vorwärts. Merken Sie schon, worauf das hinausläuft? Ja genau, Ausdauer!
Heute schaut mehr hin, wenn ich ein buntes Hemde trage. Außerdem ist das nicht jedermanns Sache. Heute geht es um was ganz anderes: dran zu bleiben. Und genau dieses Durchhaltevermögen geht vielen ab. Die biegen dann in einen Coffe shop ab oder eine Seitengasse oder lassen sich einfach mitschleifen.
Was macht Sinn?
Rezepte gibt es heute kaum, daran hat sich wenig geändert.
Als Autor würde ich unbedingt eine Autoren-Homepage empfehlen! Die Visitenkarte schlechthin. Dafür keine Flyer sondern lediglich eine Visitenkarte mit Namen und www-Adresse. Vielleicht noch Telefon.
Auf dieser Web-Site kann man einen Blog machen und die Möglichkeit einräumen, sich für Newsletters anmelden zu können.
Weiters einen Autoren-Facebook-Account. Einen ganz normalen, eine Fanpage dann, wenn es etwas besser läuft als Ergänzung.
Twitter? Geschmackssache. Habe Tolles gehört darüber. Selbst keine Erfahrungen.
Beides natürlich vernetzen.
Vor allem dabei aber: Kontinuität! Und hier liegt eventuell der Hase im Pfeffer. Denn das bedeutet, immer wieder einmal einen kleinen Artikel zu schreiben - 250 Worte etwa genügen durchaus- immer wieder, etwas Neues, Interessantes. Nicht zu viel, sonst wird man als Spammer weggeklickt. Nicht zu wenig, sonst wird man als gestorben vergessen.
Wenn jemand Lust hat, dann gibt es hier Kommentarmöglichkeit für weiteren Austausch. Und ja auch das Autorenforum!
Herzliche Grüße
Martin
Kommentare
Ein echter Literat will sich mit den großen Namen der Vergangenheit vergleichen, aber nicht mit dem Brötchenladen um die Ecke. Die fühlen sich jetzt mit mir verfeindet. Nun gut, hatte ich früher auch gelegentlich.
Meine Meinung – schreiben – schreiben – schreiben. Auch wenn es mal nicht prima läuft, dann vielleicht mal ein anderes Thema. Diese Grundeinstellung funktioniert bei mir nicht erst seit ich schreibe, das hat auch vorher in den vielen Jahren Berufsleben funktioniert. Mal lief es gut, mal schlecht – einfach weitermachen.
Und - auch wichtig - nicht für sich schreiben, sondern für die Leser.
Dazu gehört natürlich auch das, was Martin geschrieben hat – Blog, Webseite, Mailadresse, gutes Handwerkszeug. Twitter, Facebook - ehrlich, ich ändere 3 x täglich meine Meinung dazu.
Gruß Detlev
Johannes Haupt spricht dazu in seinem Artikel im Blog lesen.net (zum Thema eBook) von drei Gründen (www.lesen.net/ebook-news/ebook-markt-kippt-der-kater-nach-der-party-16533/):
Also Überfluss, wohin das Auge blickt. Die Folge davon, dass sehr vielen die Luft ausgeht, No-Future-Gefühle im Arm.
So sehe ich auch die Chance schlechthin darin, dran zu bleiben, in kleinen Schritten ein Fan-Publikum zu schaffen, sich zu vernetzen und daran zu arbeiten, dass das, was man zu bieten hat attraktiv für den Leser ist.
Und dabei geht Detlev mit gutem Beispiel voran!
Billig - billig mache ich nicht (nicht mehr) mit. Das habe ich vor 3-4 Jahren gemacht, Preisaktionen, ohne jeden messbaren Erfolg. Dann habe ich (ohne irgendwelche Ankündigungen) einen Titel nach dem anderen TEURER gemacht. Das hat positiv gewirkt!
Neuerscheinung billiger? Nein.
Mit Sprichwörtern kann man ja beinahe alles erklären. Im Rheinland, wo ich lange gelebt habe, sagt man - watt nix kost, dat iss nix.
Gruß
Detlev
Andererseits finde ich es sehr unpassend, wie Verlage gerne ihre hochpreisigen eBooks argumentieren, die meist nur rund 20% günstiger sind: Es wäre genauso Marketing, Lektorat etc. nötig.
Das stimmt. Wenn ich jedoch die rund 55% Rabatt an den Barsortimenter plus die Druckkosten beim Print-Buch den Kosten bei einem eBook gegenüberstelle, dann frage ich mich, warum manche Verlage Leser für so dämlich verkaufen.
Deshalb finde ich die Preise, zu denen Orange Cursor die eBooks anbietet fair und denke, dass auch jeder Selfpublisher ganz gut damit fahren dürfte.
Dazu denke ich, dass die Umsätze, die durch Gratis- oder Schnäppchenaktionen generiert werden, Scheinumsätze sind, weil diese Bücher gesammelt, aber nicht gelesen werden. Eine reine Vermutung.
Liebe Grüße
Martin
Preise eBooks. Das Problem ist doch, dass ein Papierbuch eine lange Reihe von Produktionsschritten hat, die alle bezahlt werden müssen, wo - zugegeben - auch Arbeitsplätze dranhängen. Was war mit den kleinen Buchhändlern, die heute als Alibi gegen Amazon herhalten müssen? Die hat nicht Amazon kaputt gemacht, das war Thalia & Co. Ich kannte (im Zusammenhang mit meiner ersten Veröffentlichung) einen Verleger in Berlin sehr gut. Ich weiß aus vielen Gesprächen, wie der unter dem Druck seitens der großen Ketten stand, Rabattforderungen ohne Ende. Was macht der heute? Stellt seine Autoren in die Internetshops. Weil er nicht anders kann!
Lektorat als Kostenfaktor. Ich kenne kaum einen (auch großen) Verlag, der seine Lektoren nicht in die Scheinselbstständigkeit getrieben hätte.
Nur - wer hat Mitleid gehabt, als die Mitarbeiter der Reisebüros arbeitslos wurden, weil alle Welt Reisen nur noch im Netz bestellt hat? Was ist mit der Musikbranche, wo sind die Singles geblieben? Da haben auch viele Menschen irgendwie ihr Auskommen gefunden und dann - fast über Nacht - war es nicht mehr so.
Mit dem Internet hat eine kleine Revolution stattgefunden und langsam merken die Leute, dass es offenbar eine ziemlich große ist. Bis hin zum Verlust unserer Privatsphäre. Aber das ist ein ganz anderes Thema.
Gruß
Detlev
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