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THEMA: Zu mir und "Aljoscha"

Zu mir und "Aljoscha" 24 Apr 2014 14:45 #560

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Rainer, man kommt einfach um diese technischen Neuerungen nicht herum, selbst wenn man sich noch sperrt.

Selbst auf Flug- oder Bahnreisen sind die Dinger unheimlich praktisch, weil leicht und Mann/Frau kann sich die entsprechende Lektüre vorher laden und muss ggf. nicht auf die begrenzte Gepäckmenge schielen. Aber ich gebe zu, ich habe mich auch lange gewehrt und besitze nur den einfachsten Kindle.

Also, nur Mut!

Linda
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Zu mir und "Aljoscha" 27 Apr 2014 12:52 #595

  • Samanter
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Ich will dir ja gar nicht das Hörbuch-Lesen miesmachen. Aber hast du schon einmal einen Erotikroman gelesen von einem absolut unbegabten Sprecher der wohl aus der Nachrichtenbranche kommen muss, gehört? Das ist nicht nur einfach schlecht, sondern es tut weh, verdammt weh. So ein sensibles Thema kann man nicht lesen ohne auch nur einmal die Stimme zu heben oder zu senken oder ohne die weiblichen und männlichen Stimmen auch nur durch einen Hauch von anderer Tonlage zu unterscheiden. Runtergeleiert in einer Einheitssouce egal ob bei Szenen über Liebe und Sex, Verfolgung, Bedrohung oder bei Trauer. Alles eins. Da ist der Wetterbericht im Fernsehen lebendiger. Naja, und solche Bücher "hört" man auch nicht gerade beim Autofahren, oder? ... Zumindest nicht, wenn man mit der Geschichte mit fiebern will.

Ich bin sicher es gibt da viel bessere Hörbücher und auch bessere Genre für die sich diese Art von Literatur hervorragend eignet. Ich hatte nur das Pech, das denkbar schlechteste Hörbuch in beiderlei Hinsicht zu erwischen.

Also nichts gegen Hörbücher. Sie haben ihre Berechtigung und für viele, wie man sieht, ihren ganz besonderen Reiz. Nur eben nicht für mich.

LG Sam
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Zu mir und "Aljoscha" 27 Apr 2014 13:58 #598

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Hi Sam,

ich vermute, du meintest mich mit dem Post ...?

Okay, du hast ein schlecht gesprochenes Hörbuch erwischt. Ist so wie ein schlechtes Buch oder eine versalzene Suppe - Pech halt. Und deshalb magst du nun keine Hörbücher mehr? Oder hab ich etwas nicht kapiert?

Liebe Grüße
Martin
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Zu mir und "Aljoscha" 27 Apr 2014 21:38 #605

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Ja so hatte ich das gemeint. Die Enttäuschung saß tief und hat einen bleibenden Eindruck in mir hinterlassen. Aber natürlich ist das nicht der einzige Grund. So stur bin ich nun auch wieder nicht. Für mich ist das Buch in der Hand wie eine körperliche Verbindung die das geistige Eintauchen in die Geschichte enorm erleichtert. Wenn ich lese sehe und höre ich nichts mehr. Ich bin dann vollkommen in einer anderen Welt - in meiner Welt, einer Parallelwelt die zwar von einem anderen erdacht aber in diesem Moment von mir durchlebt wird. Andere Interpretationen als allein die in meinem Innern, mit den Stimmen, den Nuancen zwischen den Zeilen, den Farben und Bildern, den Gerüchen und Temperaturen wie sie in mir entstehen, würden mich immer wieder rausreißen. Verstehst du was ich meine? Lesen ist für mich etwas sehr Intensives, sehr Emotionales. Viel viel stärker als beispielsweise Fernsehen.

LG Sam
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Zu mir und "Aljoscha" 05 Mai 2014 11:40 #686

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Gestern hatte ich eine Lesung mit Auszügen aus meiner Dostojewski-Biografie und aus meinem Roman "Aljoscha".
Eines der ausgewählten Kapitel war für mich selbst beinahe wieder eine "Neuentdeckung".

Die Veranstaltung war für eine Lesung auf fremdem Terrain gut besucht. Zu einem Gutteil lag es daran, dass die mich begleitende Musikgruppe ein "Heimspiel" hatte. - Bei so einer Konstellation hat man natürlich kein typisches Lesepublikum. Es ist dann umso schöner, trotzdem den Eindruck zu haben, dass das Publikum aufmerksam mit dabei ist.

--

@Samanter: ein Zuhörer hat mich darauf gebracht, dass Autorenlesung ja etwas von Hörbuch "live" hat.
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Zu mir und "Aljoscha" 05 Mai 2014 11:42 #687

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Grüß Dich Rainer,

ich bin mal neugierig ....

Deine Dostojewski-Biographie habe ich gerade fertig gelesen. Welchen Aussschnitt hast Du für die Lesung ausgewählt?

Bin gespannt!

Ernst
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Zu mir und "Aljoscha" 05 Mai 2014 12:01 #688

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Hallo Rainer,

herzlichen Glückwunsch zu diesem Erfolg.

War es deine Stimme, die dir diese Neuerfahrung beschert hat? Oder war dir der Text nicht mehr so geläufig? Ja, manchmal ist man selbst überrascht, über die Güte des Geschriebenen.
Die Erkenntnis finde ich sehr spannend.

Liebe Grüße
Linda
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Zu mir und "Aljoscha" 05 Mai 2014 15:21 #692

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@Ernst:

Den Einstieg mit der Scheinexekution wählte ich bisher immer; die Schlittenfahrt ins Straflager mit der Begegnung mit den Dekabristen-Frauen; die Berichte aus Wiesbaden (Hunger); der Wettlauf gegen den Verleger Stellowski und das Diktat des "Spielers" = erste Begegnung mit Anna ; Ein paar Gedanken zu den Br. Karamasow als Überleitung zu meinem "Aljoscha"-Roman. -- Bei den Lesepassagen lasse ich manche Nebeninfo weg, bearbeite also den Buchtext für den Vortrag ...

@Linda:

Das Laut lesen unterstreicht sicher manchmal gelungene Formulierungen.

Hauptsächlich war mir aber einiges nicht mehr im Detail präsent. Es handelt sich um die Zwiesprache meines Protagonisten, eines Schriftstellers, mit dem Helden seines Romans, mit dessen Schicksal er sich in weiten Teilen identifiziert. -- unter anderem geht es darum, ob eine Liebesgeschichte ein Happy End finden darf ... eigentlich spielt sich die Szene ja im Kopf meines Protagonisten ab und entlarvt seine Sehnsüchte und seine Zerrissenheit ... Ich habe nur an wenigen ganz kurzen Stellen solche Ausflüge in die surreale Ebene gemacht; hier hab ich das Gefühl, dass ich das Instrument wirklich ganz gut genutzt habe, dem Leser Informationen zu geben und ihn gleichzeitig trotzdem ein wenig an der Nase herumzuführen ...

Beim Blick in ältere Sachen findet man ja immer wieder etwas, was man vielleicht gerne umschreiben würde - umso schöner, wenn man sich selbst mal positiv überrascht ;-)
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Zu mir und "Aljoscha" 05 Mai 2014 19:28 #694

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Du hast Recht Rainer, Autorenlesungen sind Hörbücher "live". Nur leider sind wir Autoren keine Schauspieler. Aber wir sind lernfähig und -willig. Wer weiß welche Berufe man noch alles erlernen muss um ein guter Autor zu werden. Da bin ich wirklich gespannt.

Ich freue mich für dich und gratuliere herzlichst zu deinem Erfolg mit der Lesung. Das ist schon eine seltsame Kombination Autorenlesung und Konzert/oder Livemusik. Kann ich mir gut vorstellen, dass das ein ganz besonders vielseitiges Publikum erfordert hat. Aber es hat funktioniert. Super!

Du bearbeitest deine Texte extra für die Lesung, so dass weniger "Nebeninfo" enthalten ist? Wie muss ich mir das vorstellen? Was genau sind bei dir Nebeninfos?

Das mit dem Gefühl, als würde man seine eigene Geschichte noch einmal neu entdecken kenne ich auch. Als ich meine eigene Geschichte nach längerer Zeit wieder gelesen hatte, war es fasst so als ob ich sie zum ersten Mal lese. Die Verbindung zwischen mir und meinen Protas war längst abgekühlt, so dass ich sie sozusagen neu kennen gelernt habe. Wenn man das dann nicht nur mit Bild sondern auch noch mit Ton erlebt ...

LG Sam
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Zu mir und "Aljoscha" 05 Mai 2014 19:51 #696

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Lieber Rainer,

vielen Dank für die Antwort. Jetzt bin ich auf dein Buch sehr neugierig geworden. Na ja, ich denke,dass freut Autor und Verleger :)

Liebe Grüße
Linda
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Zu mir und "Aljoscha" 06 Mai 2014 09:45 #707

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@Sam:

"Nebeninfos" : damit meine ich Sachen, die für das Verständnis der ausgewählten Szene nicht wichtig sind bzw. verwirren, weil sie auf etwas Vorangegangenes verweisen oder nur im größeren Zusammenhang wichtig sind.
In Romantext können es auch Einschübe sein, die bezogen auf die Kürze des Leseausschnitts, störend wirken und ablenken.
Das habe ich auch von anderen Autoren gehört, dass sie Texte speziell für die Lesung etwas präparieren.

Ich hatte schon von Anfang an bei meinen Lesungen befreundete Musiker als "Unterstützung" dabei.

@Linda:


freut mich natürlich, wenn ich Interesse wecken kann. ;-) Ich habe das Buch "Aljoscha" seinerzeit geschrieben, ohne zu wissen, wie es auf dem Buchmarkt so läuft und habe ein Stück weit einfach darauf vertraut, dass gerade Leute, denen wie mir Bücher etwas bedeuten, auf den literarischen Kontext der Geschichte anspringen müßten. Es gab auf die Printausgabe einige schöne Presse-Rezensionen, aber auf die breite Masse des Publikums wirkt der Roman leider teilweise zu intellektuell, dabei ist er durchaus einfach, mit und fürs Herz, geschrieben. Das ist über Beschreibungen leider nicht leicht rüberzubringen.
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Zu mir und "Aljoscha" 06 Mai 2014 10:03 #710

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So, und jetzt hast du mich auch. Wo ist dieser Roman? Her damit!

LG Sam
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Zu mir und "Aljoscha" 06 Mai 2014 10:16 #711

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Die eBook-Version gibts ja bei Orange Cursor im Shop.

Print müßte im Buchhandel noch problemlos bestellbar sein, bei amazon ist er zur Not auf jeden Fall auf Lager.

Rainer Buck "Aljoscha.Eine Geschichte vom Suchen und Finden" ISBN: 9783867731294
Hersteller: cap-books

LG, Rainer
Letzte Änderung: 06 Mai 2014 10:17 von Rainer B..
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Zu mir und "Aljoscha" 06 Mai 2014 10:41 #712

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Hallo Rainer!

Ich habe die Leseprobe gefunden. Zuerst war ich auf deiner Homepage, aber da gab es nur dieses Interview und einen Link zu Rezensionen, der aber nicht funktioniert hat. Orangecursor hatte dann zum Glück eine Leseprobe.

Also ich bin überzeugter Atheist und trotzdem oder gerade deshalb wurde ich immer neugieriger. Als "Ungläubiger" bin ich wissenschaftlich und psychologisch orientiert, wobei die Betonung auf "-logisch" liegt. Deshalb sprach mich das Thema bzw. die in Aussicht gestellte Geschichte sofort an.

Es ist etwas intellektuell-lastig, aber das bringt das Thema zwangläufig mit sich. Was könnte es komplizierteres Geben als die Psyche eines Menschen und die daraus folgenden Pfade seines Lebens? Die Idee einem Autor die Neugier nach der Frage, ob der Messias in einem oder sogar mehreren Menschen unter uns längst wiedergeboren wurde und von einem Ungläubigen entdeckt wird, während die streng Gläubigen immer noch auf seine Wiederkehr warten, zu übertragen ist einfach genial. Alles bleibt persönliche Betrachtung und Schlussfolgerung und kann dennoch allgemein gültig sein. Ganz schön raffiniert.

LG Sam
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Zu mir und "Aljoscha" 06 Mai 2014 12:20 #717

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Hallo Sam!

Ja, der Einstieg ... das meinte ich u.a.damit, als ich sagte, dass ich beim Schreiben noch nicht die Marktaspekte im Blick hatte, die heute verlangen, gleich "zur Sache" zu kommen. (Wobei es immer noch Ausnahmen gibt).

Mein Protagonist ist am Anfang ein verkopfter Bücherwurm und umständlicher Mensch -- die Geschichte wandelt sich --- aber bis zum Beispiel die Liebesgeschichte in Gang kommt, haben diejenigen, die eher eine romantische Lektüre suchen, möglicherweise schon aufgegeben ...

Dostojewski hat ja überzeugte Anhänger unter Christen und Atheisten - das lag einfach daran, dass er beide Positionen ernst nahm - hinterfragte und respektierte.
Das macht für mich seine Bücher so überzeugend. Er war bekennender Christ (und ein ehrlicher Zweifler) doch die Atheisten in seinen Büchern sind intellektuell genauso glaubwürdig wie die Christen, vielleicht sogar mehr, weil einiges am Christentum rational nicht in den Griff zu bekommen ist.

Ich denke, dass Atheisten und Christen zeitlebends letzte existenzielle Fragen haben, auf die ihnen die Weltanschauung allein keine befriedigende Antwort gibt; je zuversichtlicher man seinen Weg geht, desto offener und angstfreier kann man sich die Gedanken des anderen einlassen und sich auch hinterfragen lassen.

LG, Rainer
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