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THEMA: Zeigen statt erzählen

Zeigen statt erzählen 10 Sep 2015 22:04 #3058

  • CoraSuess
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Einer der Gründe warum Verlage Manuskripte ablehnen ist, dass Autoren nüchtern erzählen, statt den Leser mit lebendigen Details in die Geschichte zu ziehen.


Auch bekannt unter „show, don't tell“ oder auf deutsch "zeigen statt behaupten"


Warum sollte Behauptungen vermieden werden?


Der Leser erfährt zwar die Informationen die er braucht, durchlebt sie aber nicht. Er bleibt ein emotionsloser Außenstehender.

Beim Zeigen, kann der Leser die Geschichte fühlen und sich seine eigene Meinung durch die Hinweise bilden. In dem er miterlebt, was die Figur fühlt, kann er aktiv an den Geschehnissen teilhaben.



1. Emotionen zeigen



Statt: Sie ist ängstlich
==>Ihre Finger zitterten, als sie die Tür öffnete



2.Charaktereigenschaften zeigen



Statt: Berti war ein schüchterner Mann.
==> Berti rieb sich die feuchten Händen an den Hosenbeinen ab. Hoffentlich fing er nicht wieder an zu stottern, wenn er dem Mädchengegenüber stand.


3.Dialoge


Wie schnell schreibt man doch: „Du bist ein Blödmann“, schrie sie wütend.
Besser wäre: „Du bist ein Blödmann!“ Sie warf ihm die Blumen ins Gesicht.


Der Wortlaut eines Dialoges mit der dazugehörigen Handlung bedarf keiner Erklärung durch ein Adverb.



Wann sollten wir doch behaupten?


=> wenn es die üblichen Handlungsabläufe betrifft, die jedem bekannt, aber für den Plot nicht maßgeblich sind:

statt: Er schloss die Tür auf.
==>Er nahm den Schlüssel, führte ihn zum Schlüsselloch und drehte den Schlüssel bis es klickte. Die Tür sprang auf.

d.h.: sollte das Schlüsselumdrehen jedoch eine Bombe aktivieren, wäre es wiederum wichtig!



statt: Er ging ins Bad.
==>Er öffnete den Toilettendeckel, zog seine Hose da Unterhose herunter und setzte sich auf die Toilettenbrille.

Wenn nicht eine Ratte oder ähnliches aus der Toilette springt, ist dies nicht wichtig und man kann es getrost als kurzen Abriss abhandeln.

Ansonsten setzt es einen falschen Fokus und verwirrt den Leser. Er denkt, hier müsse er aufpassen, weil gleich etwas passiert! Sollte dann wirklich etwas wichtiges kommen, nimmt er es durch die Informationsflut nicht mehr wahr.

auch bei Zeitsprüngen darf man zeigen ...zehn Minuten später
als er aufwachte war es

oder was bereits der Leser kennt.


Bitte tragt fleißig Beispiele für dieses Thema zusammen

Ich freue mich auf eure Ergänzungen
liebe Grüße

Cora
Letzte Änderung: 12 Sep 2015 17:57 von CoraSuess.
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Zeigen statt erzählen 18 Sep 2015 18:35 #3181

Ich ertappte mich schon damals immer dabei - und es ist bisweilen heute noch so.
Beginne ich einen Text, wird dieser ziemlich detailreich, auch wenn vieles nicht von Belang. Im Verlauf werde ich dann zunehmend schluderich, auch abhängig von der Tageszeit und vom momentanen Gemüt. Das passiert sehr oft, wenn ich bisweilen aufgeregt bin, wenn ich eine neue Szene schreibe, auf die ich mich insgeheim schon sehr gefreut habe, überträgt sich diese Aufregung automatisch auf den Text...
Vielleicht sollte ich mal den von Martin angekündigten Baldrianpunsch einfordern :D

Ich denke, die Beispiele könnten mir in Zukunft helfen, wenn ich meine Texte überarbeite.
Letzte Änderung: 18 Sep 2015 18:35 von Stefan Schmock.
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Zeigen statt erzählen 28 Sep 2015 18:30 #3222

  • Samanter
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Hallo ihr beiden!

Ich finde Cora hat dieses Problem sehr gut erklärt. Es gibt Momente, da ist zeigen enorm wichtig, aber auch Momente, wo das Zeigen die Aufmerksamkeit des Lesers auf falsche Details lenkt und somit falsche Erwartungen weckt, bzw. beim Erkennen von Zusammenhängen verwirrt.

Mir geht es meist umgekehrt wie Stefan. Ich zeige zu viel, häufig auch noch zu oft hintereinander. Ich bin ein absoluter "Gefühlsschreiber", was es mir manchmal schwer macht, mich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Hier ist meine Betaleserin, die eher nüchtern denkt, ein unschätzbares Gegengewicht. Natürlich könnte ich auch das Manuskript ein paar Monate weglegen und dann, mit etwas Abstand und kühlerem Kopf, anfangen zu korrigieren. Sicher würde ich dann selbst vieles finden. Aber für diese sehr zeitaufwendige Methode bin ich nicht geschaffen. So schnell wie ich mich "erhitze", was für meine Fantasie ein unverzichtbarer Katalysator ist, so schnell kühle ich auch wieder ab. Dann aber fehlt meiner Fantasie der Katalysator. Es ist eine ständige Gratwanderung zwischen "kühl genug um objektiv zu denken" und "erhitzt genug um meine Figuren zu spüren und sie leben lassen zu können.

LG Sam

PS: Bitte, verwechselt bitte nicht das Wort "erhitzt" mit "erregt". Auch Erotikautoren haben ihre Grenzen. ;)
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Zeigen statt erzählen 17 Okt 2015 10:07 #3331

  • Kerstin B.
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Mit dem Thema hab ich des öfteren noch meine Probleme. Ich zeige einfach zu viel. :augenroll:

Es gibt da eine tolle Seite, die mir gute Dienste erwiesen hat. Mir quasi auf die Sprünge hilft, wenn ich wieder zu viel zeige.

Darf der Link hier rein oder muss er unter Nachschlagen? :unsure: Ich setz ihn einfach mal hier rein und bitte darum, ihn ggf. zu verschieben. Natürlich kann ich ihn auch doppelt posten. :P

Klick: Formulierungsmonster
Liebe Grüße,
Kerstin
Letzte Änderung: 17 Okt 2015 10:08 von Kerstin B..
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Zeigen statt erzählen 17 Okt 2015 15:54 #3338

  • CoraSuess
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Hallo Kerstin,

schön, dass du wieder dabei bist.

Ich habe mir deine Seite angesehen. Danke für den Tipp. Lohnt es sich die 10 € zu zahlen?

Meine Protas reißen immer die Augen auf. :woohoo: Mir war nicht bewusst, wie eingefahren man ist.

In diesem Zusammenhang habe ich auch mal wieder meinen kleinen Lügendetektor rausgeholt. Jetzt kann mein Prota auch mal am Reißverschluss spielen. :rotfl: und am Ohrläppchen zupfen. :whistle:
liebe Grüße

Cora
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Zeigen statt erzählen 17 Okt 2015 18:36 #3339

  • Kerstin B.
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Hallo Cora :)

Ich find die 10 Euro lohnen sich. Jeden Monat kommt ja eine Emotion dazu und man kann sogar abstimmen, welche es sein soll.
Liebe Grüße,
Kerstin
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Zeigen statt erzählen 18 Okt 2015 00:41 #3363

  • Sheila
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Kerstin B. schrieb:
Hallo Cora :)

Ich find die 10 Euro lohnen sich. Jeden Monat kommt ja eine Emotion dazu und man kann sogar abstimmen, welche es sein soll.

Ich habe mir die Seite angesehen. M. M. n. rechtfertigt es keine 10 €. Die aufgeführten Beispiele sind nicht originell oder besonders.
Liebe Grüße

Sheila
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Zeigen statt erzählen 15 Nov 2015 19:59 #3771

  • CoraSuess
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Zur Zeit kann man sich in das Formulierungsmonster kostenlos einloggen.

Ich war sehr enttäuscht. Es kann natürlich möglich sein, dass denen die zahlen, mehr zur Verfügung steht. Aber so viel besser kann es nicht werden. ;)

Nun bin Ich auf eine andere Seite gestoßen - eine kleine nette Liste

https://marcusjohanus.wordpress.com/2014/09/13/die-praktische-korpersprachenliste/



@Martin
Ich kann mir das mit dem verlinken nicht merken? :whistle:
liebe Grüße

Cora
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Zeigen statt erzählen 15 Nov 2015 23:00 #3772

  • ilonery
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Eine nette Liste, Cora - sie kommt mir gerade recht :)

Ich hoffe, ich darf den Link für Dich verlinken
Die praktische Körpersprachenliste
Liebe Grüße aus Köln
ilonery
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Zeigen statt erzählen 16 Nov 2015 17:53 #3781

  • Samanter
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Interessant diese Listen. Tatsächlich hatte ich mir auch eine ähnliche Liste angefertigt, um immer wieder kehrende Gesten/Situationen abwechslungsreicher zu gestalten. Das kann eine große Hilfe sein, vor allem, wenn die Protas typische Gesten- oder Mimik-Angewohnheiten haben, die sich immer wieder wiederholen.

Der Hinweis, solche Listen nur fürs Überarbeiten aber nie bei der Erstschrift zu verwenden, kann ich nur bekräftigen. Für mich sind die Bilder meiner agierenden Protas mit ganz bestimmten Gesten, Gefühlen und Mimiken verbunden. Wenn mein Prota wütend ist, sehe ich immer seine zusammengepressten Lippen und seine geballten Fäuste vor mir. Wenn ich nun schon bei der Erstschrift andere Varianten verwenden würde, wäre ich sofort raus. Versteht ihr was ich meine?

LG Sam
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Zeigen statt erzählen 16 Nov 2015 18:00 #3783

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Samanter schrieb:

Der Hinweis, solche Listen nur fürs Überarbeiten aber nie bei der Erstschrift zu verwenden, kann ich nur bekräftigen. Für mich sind die Bilder meiner agierenden Protas mit ganz bestimmten Gesten, Gefühlen und Mimiken verbunden. Wenn mein Prota wütend ist, sehe ich immer seine zusammengepressten Lippen und seine geballten Fäuste vor mir. Wenn ich nun schon bei der Erstschrift andere Varianten verwenden würde, wäre ich sofort raus. Versteht ihr was ich meine?


Ehrlich gesagt - Nein!

Wenn ich eine Figur so vor mir sehe, dann behalte ich das bei. Denn so passt es zu dem Charakter. Würde ich den Charakter im Nachhinein von Gestik/Mimik ändern, dann wäre es wieder ein ganz anderer Charakter und alles was er sagt/tut würde nicht mehr zu ihm passen.
Liebe Grüße

Sheila
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Zeigen statt erzählen 16 Nov 2015 19:14 #3790

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Damit hast du natürlich recht. Ich meinte auch nicht, dass du prägnate Gesten ändern musst, sondern sie in der Wortwahl variieren kannst. Außerdem kannst du die ständigen Wiederholungen, wenn sie dicht aufeinander folgen, durch ein paar eingesprenkelte andere Gesten auflockern. Zum Beispiel:

Er presst seine Lippen aufeinander und seine Nasenflügel blähen sich auf.
Sein Mund formt sich zu einem harten Strich und seine Kiefermuskeln treten deutlich hervor.

Sein Rücken versteift sich. Seine Hände ballen sich zu Fäusten.
Die Fingerknöchel treten weiß hervor, als er die Hände ballt und einen zischenden Laut von sich gibt.

Verstehst du nun, was ich meinte?

LG Sam
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Zeigen statt erzählen 16 Nov 2015 19:34 #3792

  • Martin
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Hi,

habe mir die Liste auch angesehen, finde sie aber, ehrlich gesagt, nicht so beeindruckend. Bin mir nicht einmal sicher, ob es eine gute Idee ist, so etwas zu verwenden. Warum?

Jede Figur sollte doch ein Unikat in der Geschichte sein und darf in einem Roman - gegenüber dem RL - etwas überzogen in ihren Eigenschaften sein (so, wie ja auch ein Roman verdichtet iste, dem RL gegenüber); also eine leichte Karikatur. Dazu gehören dann auch typische Verhaltensweisen. Ich weiß nicht, wie ihr das macht, aber ich stelle mir in Dialogen z.B. vor, wie die Figuren tatsächlich handeln, die Gestik und Mimik. Wofür brauche ich dann eine Liste? Genau diese Darstellungen machen doch total Spaß. Nein?

Liebe Grüße
Martin
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Zeigen statt erzählen 16 Nov 2015 20:27 #3793

  • Sheila
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Sehe ich genauso.
Liebe Grüße

Sheila
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Zeigen statt erzählen 16 Nov 2015 21:05 #3795

  • CoraSuess
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Sheila hat bei ihrem Lektorat bei meinem Krimi bemängelt, dass meine Figuren immer nur gucken , Augen aufreißen, gucken, Augenbrauen wackeln ... Schultern hochziehen ... usw.

Deshalb verstehe ich nun Sheilas Einwand nicht :kopfkratz:

Ich kann mir doch kleine Anregungen für Gesten holen, an die ich nicht gedacht hätte.
liebe Grüße

Cora
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