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THEMA: Sehen, blicken, schauen

Sehen, blicken, schauen 31 Mär 2014 15:41 #413

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Text gelöscht

Gruß Linda
Letzte Änderung: 11 Jun 2014 15:00 von Linda.
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Sehen, blicken, schauen 31 Mär 2014 19:31 #415

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Liebe Linda,

ich würde meinen, dass man "schauen" nicht einfach so generell zur Seite schieben muss. Es kommt doch auch immer auf den Zusammenhang an. Hättest du dafür ein konkretes Beispiel?

Lieben Gruß
Andrea
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Sehen, blicken, schauen 31 Mär 2014 21:53 #416

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Liebe Andrea,
........................................Text gelöscht

Liebe Grüße
Linda
Letzte Änderung: 11 Jun 2014 15:01 von Linda.
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Sehen, blicken, schauen 31 Mär 2014 22:11 #417

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Liebe Linda,

ehrlich gesagt, ist mir so eine Regel nicht bekannt und ich wüsste auch keinen Grund, warum man in einem Roman nicht "schauen" verwenden dürfte.
Ich habe jetzt diese Frage an Belles Lettres weitergegeben, sobald ich Antwort habe, stelle ich diese ein; vielleicht können die ja etwas Erhellendes beisteuern :)

Lieben Gruß
Andrea
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Sehen, blicken, schauen 01 Apr 2014 05:50 #419

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Guten Morgen, liebe Linda,

hier die Antwort von Belles Lettres. Ich habe leider nicht den Hauch einer Ahnung, warum ein Großteil davon durchgestrichen ist, so kam es in meiner Mail nicht an; auch wenn ich es in ein Worddokument kopiere, ist da nichts durchgestrichen. Warum sich das hier so darstellt - ich bin überfragt :(

Liebe Frau Fischer,

vielen Dank für Ihre Nachricht. Das ist eine alte Fehldeutung aus dem
19. Jahrhundert, die sich zum Beispiel bei Gustav Wustmann
(Sprachdummheiten. S 271) findet:

Liebe Frau Fischer,

vielen Dank für Ihre Nachricht. Das ist eine alte Fehldeutung aus dem
19. Jahrhundert, die sich zum Beispiel bei Gustav Wustmann
(Sprachdummheiten. S 271) findet:

"Auch sehen und schauen sollte man nicht verwechseln! Das oft zu
vernehmende "Auf Wiederschauen!" ist ein törichter Abschiedsgruß, weil
man doch wünscht, den andern wiederzusehen und nicht, ihn wieder zu
beschauen, zu betrachten oder gar zu mustern. Reine Mundart ist der
Gebrauch im Bayrischen, wo er das (S)ehen zum guten Teil verdrängt hat."

Das ist schon nicht richtig, ganz falsch ist aber, daraus durch
Flüsterpost abzuleiten, 'schauen' wäre immer mundartlich.

Aus Weimar (in der Nähe von Wustmanns Heimat) findet sich zum Beispiel:

Wie wolltest du in deinem Leben wieder ihm in die Augen schauen?
Christoph Martin Wieland (Weimar): Geron, der Adlige. 1777.

Gerade das gegenseitige Anschauen von Menschen ist in der deutschen
Dichtersprache sehr alt und findet sich oft bei Luther. Obwohl er
niederdeutsch aufwuchs, stört er sich nicht an Schauen:

und da sie sah Petrus sich wärmen, schaute sie ihn an
Markus 14:67

Tatsächlich finden sich 'schauen' und 'sehen' in der Dichtung der verg.
fünfhundert Jahre gleichoft, wo das Betrachten gemeint ist, und ohne
Unterschied in der Bedeutung. 'In die Augen schauen' wird in
Wörterbüchern wegen seiner Häufigkeit als Hauptvariante angesehen:

jm. (offen/...) in die Augen schauen/(blicken/gucken/sehen)
1. Wenn man mit jemandem spricht, schaut man ihm in die Augen, Karin.
2. Wer einem so offen in die Augen schaut wie der Rudi, der betrügt
einen doch nicht.
jm. tief in die Augen schauen/blicken/gucken/sehen (path)
"Gertrud, gertrud" -- er schaute ihr tief in die Augen --,"niemals habe
ich eine Frau geliebt wie dich."
Hans Schemann: Deutsche Idiomatik: Wörterbuch der deutschen
Redewendungen im Kontext. Seite 45.

Es gibt auch einen guten Grund für die Präferenz für 'schauen', weil
'sehen' nicht aktiv (motiviert) ist. Genau diese Aktivität findet aber
statt, wenn sich zwei in die Augen schauen.

Mit freundlichen Grüßen
Daniel Scholten

(Sorry, dass ich dreinpfusche, direkt in dem Post, ist aber einfacher, als wenn ich es erklären würde und dich bitten es zu tun. Der Grund für das ehedem Durchgestrichene war, dass in dem Teil ›... wo er das (S)ehen zum guten Teil verdrängt hat."‹ das (S) nicht in runder, sondern eckiger Klammer stand. Jetzt ist aber akkurat s in eckiger Klammer die Auszeichnung für durchgestrichen (strikeout) Text LG Martin)
Letzte Änderung: 01 Apr 2014 12:51 von Martin.
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Sehen, blicken, schauen 01 Apr 2014 14:05 #423

  • Martin
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Danke, Linda, für diesen Thread!

Solche Sachen finde ich auch äußerst spannend!

Abgesehen vom Dialektfaktor finde ich es hilfreich, sich einem Begriff gefühlsmäßig zu nähern, denn Worte haben sich ja um ein Bild, ein Gefühl herum entwickelt, um dieses zu beschreiben. Insofern bekomme ich persönlich heraus:

schauen - die verinnerlichte Variante ›Schau mir in die Augen, Kleines‹
sehen - oberflächlich ›sehen und gesehen werden‹
blicken - die konzentriertere Option ›Er blickte mit zusammengekniffenen Augen‹

Und die weiteren Synonyme (beäugen, beobachten, betrachten, glotzen, untersuchen ...) sprechen eh für sich.

Liebe Grüße
Martin

@ Andrea: Bitte nochmals sorry, dass ich einfach in deinem Beitrag das (S) ausgebessert habe, aber es war einfach schwer zu Lesen und ich dachte, im wohlmeinenden Admin-Sinne wäre das erlaubt ;-)
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Sehen, blicken, schauen 01 Apr 2014 16:48 #425

  • Linda
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Liebe Andrea,

hab ganz herzlichen Dank für deine außerordentliche Mühe, vor allem, dass du dich bei belles lettres nochmals informiert hast und natürlich für deine Antwort. Ich wäre gar nicht auf diese Idee gekommen dort nachzufragen! Sicherlich können andere Forumsteilnehmer ebenfalls davon profitieren. Gerade für meinen Roman finde ich diese Aufklärung sehr wertvoll.

Ganz liebe Grüße
Linda
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Sehen, blicken, schauen 01 Apr 2014 19:01 #428

  • Andrea
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Lieber Martin,danke dir fürs Ausbessern. Ich weiß immer noch nicht, wie das zustande gekommen ist und fürs Herumpfriemeln hatte ich heute morgen keine Zeit mehr. :-)

Liebe Linda,
das war wirklich keine "außerordentliche" Mühe, nur eine kleine Mail :-)

Wünsche euch einen schönen Abend
Andrea
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Sehen, blicken, schauen 04 Apr 2014 11:57 #453

  • Samanter
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Hallo Linda!

Was für ein Glück, dass ich im Norden Deutschland aufgewachsen bin und jetzt seit über 15 Jahren in Süddeutschland lebe. So habe ich beide Varianten "hautnah" erlebt.

Ja es stimmt. Im Großteil Deutschlands wird die eher banalere Ausdrucksweise "sehen" bevorzugt. "Blicken" geht auch, ist aber im ausgesprochenen Gebrauch nicht so häufig wie im geschriebenen. Im Ostteil Norddeutschlands sagt man sogar noch "gucken", was aber schriftlich so gut wie gar nicht mehr verwendet wird.

"Schauen" hört sich für Nord- und Mitteldeutsche ein klein wenig poetisch übertrieben an. Wenn das Wort aber nicht zu sehr überstrapaziert wird, ist das vielleicht aber auch gar nicht so schlimm.

LG Sam
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